Semasiologie – die Lehre der Wortbedeutung
"Die Semasiologie [..] im engeren Sinne ist innerhalb der Semiotik und als Teilgebiet der Semantik die Lehre von den Wortbedeutungen.“ (Wikipedia)
Worte haben eine Bedeutung: Menschen nehmen an, dass Dinge dasselbe bedeuten, wenn dieselben Worte genutzt werden. Dafür sind Worte genau da. Leider sind manche Wortbedeutungen oder Definitionen nicht immer völlig eindeutig und so sind wir leider doch gewohnt, dass ein Wort mal mindestens verschiedene Nuancen von Bedeutungen haben kann.
Völlig fahrig, und meiner Meinung nach auch unzulässig, wird leider manchmal ein Wort so weit umgedeutet oder die Bedeutung so breit ausgelegt, dass letztlich eine neue Bedeutung daraus wird oder das Wort sogar seinen Nutzen verliert, etwas auszudrücken.
Unschwer zu erraten ist, dass ich im Kontext von Agilität auf die Begriffe „Product Owner“ und „Scrum Master“ und deren Bedeutung hinaus möchte. Es ist manchmal schon nicht mehr auszuhalten, wie diese Begriffe in verschiedenen Frameworks, die sich als agile Methoden oder Modelle eingeordnet wissen möchten, in Artikeln oder auch Stellenanzeigen, regelrecht missbraucht werden. Es sind völlige Umkehrungen der eigentlichen Bedeutung dabei und so werden gar Projektmanager je nach potenziellem Adressaten zu Scrum Mastern oder Product Ownern. Ein paar Stilblüten:
„Der Scrum Master achtet auf die Sprint Velocity und sorgt damit für die Einhaltung des Zeitplans“. Wie bitte?
„Der Product Owner definiert das Budget und die notwendigen Resourcen und achtet auf eine Fertigstellung in-time and in-budget“. Aha.
Da staunt der Fachmann und auch der gebildete Laie wundert sich.
Vermutlich hat die Wortkreation „agiles Projektmanagement“ dazu beigetragen, dass Begriffe aus der Produktentwicklung auch Einzug in das Projektmanagement gehalten haben, und so lässt sich leider der Sprachwildwuchs nicht so einfach beseitigen. Aber ich möchte es trotzdem nicht unversucht lassen und äußere eine Bitte: Wenn ihr keine Ahnung von Agilität habt, ihr kein agiles Framework einsetzen möchtet oder in Stellenbeschreibungen besser dastehen wollt, benutzt (trotzdem) keine Wörter, wenn sie nicht passen und eine andere Bedeutung haben. Fair ist fair, oder?
Die offizielle Definition der Begriffe kann gerne im Scrum Guide nachgelesen werden. Das ist die Referenz.