Nur ein einziges scharfes Messer
Ein kurzer Ausflug in die Physik des frühen 20. Jahrhunderts: Man dachte, dass die Energie eines Lichtstrahls zur Lichtintensität proportional ist. Bestrahlt man eine Metallplatte mit Licht, so kann man die Lichtintensität aber erhöhen wie man will, man bekommt keine Elektronen aus dem Metall herausgelöst, sofern das Licht nicht mindestens eine bestimmte Frequenz hat. Einstein gelangte zu der Hypothese, dass:
Licht besteht aus Lichtquanten, auch „Photonen“ genannt. Trifft ein Photon auf eine Metalloberfläche auf, so gibt es seine gesamte Energie komplett an ein Metallelektron ab. Ist diese Energie ausreichend zur Überwindung der sog. Austrittsarbeit, so verläßt das Elektron die Metalloberfläche.
Es ist also nicht die Anzahl der Photonen entscheidend (was der Intensität entspricht), sondern, dass ein eingestrahltes Photon ausreichend Energie hat.
An diesen Effekt musste ich neulich wieder denken, als es bei mir in der Firma etwas stressige Tage gab: Es hilft oft Null, immer mehr Personen auf ein Thema anzusetzen. Die Reibungsverluste werden höher, der Koordinationsaufwand steigt und die klare Priorisierung wird nur schwerer. Gerade bei komplizierten, oder gar komplexen Problemen, ist dies absolut kontraproduktiv. Ein kleines Team mit fähigen Experten kann solche Probleme lösen. Größere Teams mit weniger fähigen Fachleuten dagegen, hat keine Chance. Es helfen nicht viele Photonen mit kleiner Energie, es braucht eines mit dem richtigen Bums. Für manche Probleme braucht es nur ein einziges richtig scharfes Messer, das auch wirklich schneidet!
Seine Mitarbeiter zu solchen „scharfen Messern“ zu machen ist daher eine deutlich wichtigere Maßnahmen, als das eigene Team durch weitere Zuwächse immer weiter aufzubauen. Je größer es wird, umso weniger Zeit bleibt meistens für das Coaching und die Weiterentwicklung jedes Einzelnen, obwohl genau dies doch so wichtig ist. Qualität statt Quantität!
In der Softwarebranche herrscht seit Jahren ein Arbeitnehmermarkt, in dem sich Softwareentwickler ihren Arbeitgeber fast nach belieben aussuchen können. Umgekehrt haben es Betriebe sehr schwer, fähige Entwickler zu rekrutieren. Mehr denn je sollte also ein Betrieb erst recht viel in die Weiterbildung und Weiterentwicklung seiner Mitarbeiter investieren und diese nachhaltig an das Unternehmen binden.
Ganz gute Teams können Berge erklimmen, ein Mini-Team „scharfer Messer“ kann Berge versetzen.