Gut gemeint ist das Gegenteil von gut
Viele von euch werden sich bestimmt noch an eine Großmutter erinnern, die es immer gut gemeint hat: "Zieh' dir eine dickere Jacke an, es ist kalt! Du wirst dich sonst noch erkälten. Trink' noch etwas, du wirst noch austrocknen! Ich geb' dir mal noch etwas mehr von dem Braten, Fleisch ist wichtig für die Muskeln!".
Ja, sie mag es gut gemeint haben, aber es hat vor allem genervt. Sie wusste immer alles besser, dachte sie. Es war besser, aber nur in ihren Augen.
„Das Gegenteil von gut, ist gut gemeint“, hat mir mal jemand gesagt und diese banale Erkenntnis, dass gut gemeint tatsächlich sogar das glatte Gegenteil von gut ist, war mir in dieser Deutlichkeit vorher nicht klar geworden. Aber als ich diesen Satz hörte, viel es mir wie Schuppen von den Augen: Ja, gut gemeint führt manchmal sogar zu Trotzreaktionen, die dann etwas tatsächlich Gutes sogar endgültig und vorsätzlich in Schlechtes verkehren können.
Was Großmütter, und vermutlich auch Großväter, und bestimmt auch Eltern, eigentlich erreichen möchten, ist doch, dass ihre Schützlinge gute, weil sinnvolle, Verhaltensmuster anwenden, weil sie von den Vorteilen überzeugt sind. Dies setzt natürlich voraus, die Vorteile zu kennen. Die Gründe, die Absicht, das Ziel muss man vermitteln, nicht die Umsetzung. Erkläre das warum und nicht das wie!
Euch ist bestimmt schon aufgefallen, dass dieser Blog-Post inhaltlich eng verwandt ist mit diesem hier: "Der Ofen ist mittlerweile breit genug". Der Grund dieses Thema nochmal aufzuwärmen ist, dass mir immer wieder auffällt, dass Führungspersonen in dieses Muster verfallen, auf die Schnelle zwischen Tür und Angel einem Mitarbeiter direkte Arbeitsanweisungen zu geben. "Auf die Schnelle" ist dabei vermutlich der Hauptgrund für das Vorgesetztenverhalten: Eine ausführlichere Hinführung durch Darstellung des Warums, ist in Hektik oft nicht möglich, da es aufwändiger ist. Aber es ist trotzdem nötig!
Mit seinen Mitarbeitern im Dialog nachhaltig und regelmäßig die Ziele und Absichten und ggf. Kursänderungen zu besprechen, ist unabdingbar. Herrschaftswissen und Zurückhalten von Information ist tödlich. Transparenz ist König! Missverständnisse werden vermieden. Die Mitarbeiter können am besten selbst entscheiden, wie sie das Ziel erreichen können. Sie sind die Spezialisten. Eine falsche Umsetzung aufgrund mangelnder Informationen ist dann fast ausgeschlossen.
Und ganz nebenbei fühlen sich die Mitarbeiter ernst genommen und als kompetenter Spezialist anerkannt.