Der liebgewonnene Lösungsraum
Es war einmal ein kanadisches Eisenbahnunternehmen. Es war erfolgreich und transportierte Personen und Waren von Ost nach West und zurück. Das Unternehmen wuchs und optimierte sein Personal und seine Züge und seine Strecken. Der Erfolg führte zu großer Zufriedenheit bei dem Unternehmer und seinen Mitarbeitern. Sie alle waren Eisenbahner und das war gut so. Schließlich war man ihm Eisenbahn-Business und das liebte man.
Jahre später war von dieser Eisenbahngesellschaft nicht mehr allzu viel übrig. Weniger Personen und weniger Waren wurden befördert. Die Kosten waren zu hoch, Personal wurde entlassen, Strecken wurden stillgelegt. Aber warum? Das Unternehmen dachte, es wäre im Eisenbahngeschäft. In Wirklichkeit aber war es im Transport-Business. Da boten mittlerweile Trucks und Flugzeuge gute alternative Lösungen für den Transport von Personen und Waren. Die Eisenbahner haben das aber nicht bemerkt, oder zumindest viel zu spät. Sie wollten auch viel lieber in ihrem Lösungsraum verharren. Sie waren Eisenbahner aus Leidenschaft.
“Raus aus dem Lösungsraum” ist die Message. Nicht in die eigenen Technologien verlieben und daran festhalten.
Steve Jobs hat genau diese Erkenntnis in diesem berühmten Video auch gut erläutert: Es ist nicht zielführend, ausgehend von Technologie, Produkte zu entwickeln. Stattdessen sollte man im Problemraum beginnen: Was soll der Kunde mit dem Produkt machen? Welches Problem soll gelöst werden? Es geht darum, den Kunden abzuholen und seine Bedürfnisse zu befriedigen. Es macht keinen Sinn, die tollen eigenen Technologien zu lieben und weiterzuentwickeln und sich dann zu fragen, wem man diese Technologie irgendwie verkaufen kann.
Die Vision von Steve Jobs war es, einen "Personal Computer" zu bauen. Also einen persönlicher Rechner, den man mit niemandem teilen muss und der jederzeit vollumfänglich nur einem selbst zur Verfügung steht. Diese Idee, diese Vision klingt als würde sie dem Mantra wiedersprechen, sich nicht von der technologischen Seite dem Kunden zu nähern, ist es aber insofern nicht, als dass hinter dieser Idee bereits konkrete kundenspezifische Anwendungsfälle im Fokus waren: Steve Jobs hatte sich selbst an einem Großrechner das Programmieren beigebracht und hing dabei leider von den Zeitslots ab, die ihm an jenem Rechner zugeteilt wurden. Mit dem Personal Computer wollte er die Möglichkeit schaffen, dass jeder auch Zuhause ungehindert und unlimitiert programmieren lernen können sollte.